Sozialerziehung der besonderen Art

Im Zuge des Landesprogrammes “Jedem Kind seine Kunst” führte die Schauspielerin Doris Friedmann aus Alsenz im Dezember 2017 in allen vier Klassen das Projekt “Theater- und Bewegungsimprovisation” durch.  Ziel des Projektes war -passend zum Sozialerziehungsschwerpunkt unseres Qualitätsprogrammes- die Förderung der Sozialkompetenzen, vor allem Lebenskompetenzförderung, Imaginationsvermögen, Teamfähigkeit und Steigerung der Konzentration.

Hier können Sie beim Lesen der Projektbeschreibung einen Eindruck gewinnen, wie Frau Doris Friedmann vorgegangen ist und  welche Übungen durchgeführt wurden:

Mit nichts anderem als dem eigenen Körper und der Imagination glaubwürdige, spannende, witzige, nachdenkliche, … Figuren aufleben lassen? Jawoll – das geht!
Ohne vorgegebene Szenen können die Kinder oder Jugendlichen, frei aus sich selbst heraus, Figuren und Geschichten schöpfen und erschaffen.
Herangehensweise: Es wird mit einem spielerischen Aufwärmtraining für Körper und Stimme begonnen. Die Teilnehmer sollen sich selbst spüren und erfahren, wie ihr eigener Körper dasteht und was alleine die Haltung ausdrücken und verändern kann. Zudem wird auch direkt die Stimme mit aufgewärmt. Danach machen wir Übungen (größtenteils nach Stanislawski) mit der ganzen Gruppe. Darin werden die Wahrnehmung der eigenen Person, die anderen Mitspieler und das Raumgefühl gestärkt und entwickelt. Was passiert etwa, wenn man sich freundlich und mit runden Bewegungen begegnet, oder wenn man
sich stattdessen mit einem Sprung und einem starken Stimmimpuls begegnet. Was verändert sich, wenn man mit einem bestimmten Körperteil die Bewegungen anführt. Als nächstes kommen dann die Gefühle dazu. Wie kann man, nur im Gehen, verschiedene Gefühlszustände ausdrücken. Fröhlich, gestresst, wütend, traurig nachdenklich… In einem nächsten Schritt werden einfache Handlungen dazu genommen. Dies können ganz alltägliche Aktionen sein, wie z. B. Staubsaugen, Malen, Sägen… Nun werden diese einfachen Handlungen in einem bestimmten Gefühl ausgeführt. Man lässt etwas passieren und somit ändert sich auch das Gefühl, was einem in eine weiterführende Handlung bringt. Beispiel: Fröhlich Staubsaugen, doch der Raum ist riesig und man verzweifelt an der Arbeit. Die Fröhlichkeit schwindet und die Spieler werden von Aggressionen übermannt. Der Staubsauger wird in die Ecke gepfeffert und man gönnt sich ein kaltes Glas Limonade. Daraufhin ereilt einem ein schlechtes Gewissen usw. usf…
In einem weiteren Schritt wird zu zweit improvisiert. Dabei gibt es verschiedene Übungen, damit sich gegenseitig zugehört und zugesehen wird. Beispiel: Eine Handlung, aber die zwei Spieler dürfen nie in ein gleiches Gefühl rutschen. Saugt also einer fröhlich Staub, so muss der andere z. B. angewidert saugen. Wechselt nun einer sein Gefühl, muss der andere ebenfalls seinen Gefühlszustand wechseln, ohne jedoch in die selbe Stimmung wie sein Mitspieler zu kommen. Oder alles wird mit Subtexten unterlegt. So wird spielerisch dahin geführt, sich selbst und dem Mitspieler genauer zu zuhören und zu zuschauen, während man zeitgleich gezwungen ist, alles viel langsamer als in der Realität zu tun. Wichtig ist während der ganzen Zeit auch das Zuschauen. Also nicht nur wer gerade auf der Bühne agiert ist gefordert, auch die anderen, in diesem Moment als Zuschauer fungierenden Teilnehmer. Von außen sieht und lernt man als Schauspieler immer dazu. Nachdem so die Eigenwahrnehmung, das Raumgefühl, die Fremdwahrnehmung und die Sinne geschärft worden sind, können erste kleine Szenen in Angriff genommen werden. Diese werden dann nach und nach ausgebaut und verfeinert.